Die kulturellen Produkte einer Epoche widerspiegeln wohl immer die Gesellschaft, der sie entspringen. Sie tragen in sich etwas vom Zeitgefühl und Lebensrhythmus der Zeit und der Reaktion der jeweiligen Künstler darauf.[1] T.S Eliot, einer der bedeutendsten Vertreter der literarischen Moderne, reagierte seinerzeit auf eine Zivilisation, die er bekanntlich als „vielfältig und komplex“ empfand, mit einer Poesie, die ebenfalls schwierig, vielfältig und komplex sein musste.[2] Bertolt Brechts „reimlose Lyrik mit unregelmäßigen Rhythmen“ entstand als Reaktion auf die heiklen Jahre der späten 1930er, die man nicht habe verschlafen dürfen, denn sehr regelmäßige Rhythmen hätten in der Lyrik eine „unangenehme einlullende, einschläfernde Wirkung”, und folglich in den finsteren Zeiten des Nationalsozialismus verheerende Konsequenzen.[3] Auch der österreichische Exildichter Erich Fried reagierte – beinahe zwanghaft – auf die herrschenden Zustände seiner Zeit. Mit einer klaren, einfach wirkenden Sprache suchte er die Widersprüche und Ungerechtigkeit einer »zerrissenen« Welt aufzudecken und zu kontern. In dem Gedichtband Um Klarheit fragt er: „Darf ein Gedicht / in einer Welt / die vielleicht untergeht / an ihrer Zerrissenheit / anders als einfach sein?“